Das Rote Haus – ein Dorfkulturhaus – ein Traum?
Von Stephan Josef Dick
Das Rote Haus wurde auf die Initiative von Gisela Unger und Reinhard Engelen erstellt. Es war gedacht als ein Handel- und Wandelhaus. Gisela wollte dort ihren Biomarkt weiter entwickeln, gemeinsam mit einem Café – ähnlich wie es heute schon in der Dorfmitte stattfindet. Doch diese Idee wird weiterhin im Ortskern bleiben und dort neue Räumlichkeiten erhalten – somit ist das Haus von seiner Ursprungsidee frei und will neu ergriffen werden.
Seit mehr als 20 Jahren steht das Rote Haus leer, seit ca. sieben Jahren rot verputzt. Verschiedenste Nutzungskonzepte wurden verworfen – und nun, nach Reinhard Engelens Tod haben Antje Essensohn und Brigitte Raatsie als Vorstände der Stiftung die Verantwortung für die mögliche Weiterentwicklung des Roten Hauses übernommen.
Inmitten des Hauses gibt es einen fertig gestellten Raum im Obergeschoss – ein Kultraum der anthroposophisch ausgerichteten Menschen rund um Reinhard Engelen – heute Kulturraum genannt. Dort finden ca. alle 2 Wochen “Feiern” statt – im Winter nur notdürftig geheizt und bis heute ohne Toilettenmöglichkeit. Ansonsten ist das Rote Haus unbenutzbar und dient als Abstellfläche für vielerlei Dinge, die an anderer Stelle im Wege sind.
Nach Fertigstellung bietet das Rote Haus Platz für 2 kleine Wohnungen im Obergeschoss und im Erdgeschoss ca. 250m² Raum für Kulturveranstaltungen, kleinere und größere Seminare, Begegnungen. Die meisten Menschen aus dem Dorf, mit denen ich über das Rote Haus gesprochen haben, stimmten mir zu, dies wäre dann möglich, wenn es eine Gruppe von Menschen gibt, die sich dem Roten Haus verschreibt – und diese Gruppe aus den verschiedensten Initiativen rund um Veitlahm und Wernstein besteht.
Stephan Josef’s Traum
Das Konzept eines Dorfkulturhauses, das als Keimzelle für eine Fülle von positiven Projekten dienen könnte, schafft uns eine Gelegenheit, uns als eine blühende und zusammengewachsene Gemeinschaft in und rund um Veitlahm und Wernstein zu erleben. Damit könnte das Rote Haus ein Ort werden, der das Herzstück einer lebendigen Gemeinschaftskultur dient, innerhalb derer alle Beteiligten die beglückende Erfahrung machen, dass wir alle vergangenen, aktuellen und zukünftigen Gräben und Hindernisse der verschiedensten Strömungen rund um Wernstein und Veitlahm meistern können. Damit würde das Rote Haus ein Kristallisationspunkt sein, in dem eine neue Qualität von Miteinander gelingen kann.
Die Gründer würdigen
Was das Dorfkulturhaus wirklich bemerkenswert macht, ist die besondere Energie, die es innehat. Es ist mehr als nur ein Gebäude. Es sind besondere Menschen, allen voran Reinhard Engelen und Gisela Unger, die mit ihrem einzigartigen Engagement dieses Gebäude geschaffen haben und die die Kraft hatten, den über 20 Jahre andauernden Leerstand auszuhalten. Wir wollen diese Gründungsimpulse ehren und zeigen, dass wir fähig sind, ihn auf eine neue Ebene des Miteinanders zu heben. Die Energie, die im Dorfkulturhaus spürbar ist, ist dazu da, Menschen anzuziehen und zur aktiven Teilnahme zu ermutigen.
Die Besonderheit des Gebäudes
Das Dorfkulturhaus wird damit nicht nur ein Ort der Funktionalität, sondern berührt auch durch seine ästhetischen Formen. Mit seiner besonderen roten Farbe strahlt es eine einladende Wärme aus. Die durch Sechsecke gestaltete Form und Innenarchitektur des Hauses schafft eine inspirierende und harmonische Umgebung, die Kreativität und Gemeinschaftsgeist fördert.
Die Architektur des Hauses ist einzigartig und auffällig. Die besondere Form symbolisiert den innovativen Geist, der im Inneren des Hauses lebendig werden möchte. Die Innenarchitektur will noch mit Liebe zum Detail gestaltet werden, um eine Atmosphäre der Geborgenheit und des Wohlgefühls zu schaffen. Jeder Raum könnte so konzipiert sein, dass er die Bedürfnisse der Gemeinschaft erfüllt und gleichzeitig Raum für Kreativität und Zusammenarbeit bietet.
Das außergewöhnliche Potenzial des Hauses
Das Dorfkulturhaus wäre damit mehr als nur ein physisches Gebäude – es wäre ein Ort des Wandels und der Inspiration. Es ist wie geschaffen dafür, um als zentrale Schaltstelle für alle möglichen positiven Projekte zu dienen. Im Vordergrund stehen die Potenziale und die Einzigartigkeiten aller Beteiligten. Diese wollen erkannt und genutzt werden, um damit das Leben aller zu bereichern und die Gemeinschaft zu stärken. Von künstlerischen Workshops über Bildungsveranstaltungen, Umweltschutzinitiativen, Vorträge, Seminare, Netzwerkveranstaltungen, politische Themen, anthroposophische Zweigtreffen oder oder – hier finden Ideen und Visionen Raum, um Wirklichkeit zu werden. Diese Vielfalt ermöglicht es den Menschen, ihre Leidenschaften zu entfalten, Ideen auszutauschen und gemeinsam Projekte voranzutreiben, die das Wohl der Gemeinschaft im Auge haben.
Woher kommt das Geld?
Eine interessante Möglichkeit der Finanzierung für die Fertigstellung des Gebäudes könnte eine aus Österreich kommende Variante sein, der www.vermoegenspool.at. Hier wird Besitz und Eigentum getrennt. Das Einzigartige: Die Finanzierung des Gebäudes muss nicht von der Gemeinschaft getragen werden, die das Gebäude nutzt. Diese stellt nur sicher, dass der Wert der Immobilie langsam aber stetig wächst, indem das innere und äußere Erscheinungsbild und die dazugehörige Substanz kontinuierlich aufgewertet werden. Das Geld selber kommt von Menschen, meist aus der Umgebung, die von der Idee berührt sind.
Die Aufteilung der finanziellen Verantwortung teilt den Einsatz der Ressourcen und sorgt damit für ein kollektives Tragen zum Erhalt und der Weiterentwicklung des Kulturhauses.
Weitere Potenziale
Das Dorfkulturhaus bietet damit auch eine Plattform für soziale Verbindungen und kollektives Wachstum. Durch die Bündelung von Ressourcen, Fähigkeiten und Energie wird es zu einem Nährboden für Innovation und positive Veränderungen. Die begleitende Weiterarbeit und Pflege des Gebäudes und der Außenanlagen durch die Gemeinschaft gewährleistet, dass das Dorfkulturhaus nicht nur heute, sondern auch für kommende Generationen eine Quelle der Inspiration und des Fortschritts bleibt.
Insgesamt könnte das Dorfkulturhaus ein leuchtendes Beispiel dafür sein, wie ein Ort der Begegnung, des Lernens und der Kooperation nicht nur die unmittelbare Umgebung bereichern kann, sondern auch den Grundstein für eine widerstandsfähige, gemeinschaftliche Zukunft legt. Es zeigt, dass durch das Teilen von Ressourcen, Wissen und Visionen eine starke, vernetzte und nachhaltige Gemeinschaft entstehen kann, die in der Lage ist, gemeinsam Großes zu bewirken.
Fazit:
Insgesamt ist das Dorfkulturhaus kein funktionaler Raum, sondern ein Ort der Schönheit, Inspiration und positiver Veränderung. Mit seiner einzigartigen Gestaltung, der besonderen Energie und der Liebe zum Detail strahlt es eine Anziehungskraft aus, die Menschen zusammenführt, um gemeinsam Großes zu bewirken. Es ist nicht nur ein Ort der Begegnung, sondern auch ein Symbol für die Kraft der Gemeinschaft und die Möglichkeit, durch gemeinsame Anstrengungen eine nachhaltige und erfüllende Zukunft zu schaffen.
Stephan Josefs persönlicher Impuls für die Initiative Rotes Haus als Dorfkulturhaus
Seit über 20 Jahren fahre ich an diesem Gebäude immer wieder vorbei und von Anfang an hat mich die Größe und Form begeistert. Dabei war in mir der Wunsch aufgekommen, dieses Gebäude selbst nutzen zu können – doch diese Gedanken verwarf ich als unrealistisch.
Bei der Formgebung war ich als Impulsgeber beteiligt – als Teil der Siedlergemeinschaft, die unmittelbar neben dem Roten und Gelben Haus entstehen sollte, planten wir ein sechseckiges Zweifamilienhaus mit einem Sechseck in der Mitte und sechs Sechsecken außen herum. Diese Idee stellten wir in den 90ger Jahren auf einem der Siedlertreffen, an denen auch Gisela Unger beteiligt war, vor. Dies weckte bei Gisela offensichtlich einen eigenen Impuls, der tief in ihr schlummerte und so traute sie sich. die Idee in ihrer Planung vom Roten Haus umzusetzen. Diese kleine Geschichte zeigt meine besondere Beziehung zu dem Gebäude.
Nach dem Brand im Ungerladen war es für mich klar – das ist jetzt endlich der passende Impuls für den Laden, den alten Platz zu verlassen und jede Investition in das neue Gebäude zu stecken – aber das passierte nicht – Gisela wollte dies in ihrem Alter nicht mehr angehen und Johannes und Elisabeth verfolgen andere Pläne – Damit fing der alte Gedanke wieder an, in mir aufzusteigen – 20 Jahre später – soll doch ich es sein, der die Initiation für dieses Gebäude aus dem energetischen Auftrag von Reinhard und Gisela übernimmt?
Kann der lang ersehnte und inzwischen vorhandene Frieden zwischen den Strömungen in Wernstein und Veitlahm zu einem gelingenden Miteinander weiterentwickelt werden?
Dann passierten zwei unvorhergesehene Dinge in meinem Leben – Iris verließ Veitlahm und es entstand ein neuer Freiraum für Uta Johanna und damit für jemanden, der mich nachhaltig unterstützt, an dem Ort, an dem ich lebe, mehr präsent zu sein.
Als zweites erhielt ich die Information vom www.vermoegenspool.at und damit ein in Österreich bewährtes Konzept, das 20 Projekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von über 20 Mio Euro ermöglicht hat.
3 Wichtige Grundlagen zum Gelingen
Und es begann in mir zu gären – und heraus kam die obige Idee – die ich seit einigen Monaten mit ein paar Menschen teile. Jetzt ist die Zeit reif, mich damit einer größeren Zahl von Menschen zu zeigen. Es gibt ein paar Grundlagen, die mir für ein gemeinsames Gelingen wesentlich sind.
- Das Nutzen des Wissens für gelingende Gemeinschaften und Organisationen. 2017 habe ich dazu ein Buch veröffentlicht – es heißt “Wertschätzung – Wie Flow entsteht und die Zahlen stimmen”. Es beschreibt Strukturen und Praktiken für gelingende Zusammenarbeit. Die darin beschriebenen Prinzipien entsprechen der neuesten Forschung für Persönlichkeits- und Gemeinschaftsbildung, aufbauend auf z.B. Spiral Dynamics, bekannt durch Ken Wilber sowie die Gehirnforschung von Gerald Hüther. All dieses Wissen ist auf alle Gemeinschaftsprojekte und Beziehungsformen übertragbar und durchaus mit der hier im Ort favorisierten Dreigliederung vereinbar.
- Wenn wir menschliche Entwicklung anschauen, geht es vereinfacht gesagt immer um zwei Dinge: Wie können wir verlässliches Miteinander gewährleisten und dabei das individuelle und persönliche Wachstum aller Beteiligten unterstützen. Diese zwei Dinge scheinen sich zu widersprechen, weil unser Nervensystem mit unseren eigenen Vorstellungen identifiziert ist. Immer wenn jemand seine Einzigartigkeit einbringt, konfrontiert das andere mit deren Vorstellungen. Uns muss bei diesem Vorhaben klar sein, dass die Synthese dieser beiden Anliegen den Einzelnen fordert, seine Persönlichkeit zugunsten einer gelungenen Gemeinschaft zu strecken. Dies braucht noch mehr Klarheit über den Beitrag der Einzigartigkeit für eine Gemeinschaft und gleichzeitig persönliche Sterbeprozesse des Egos, die schmerzhaft sind. Ein Bewusstsein über diese Prozesse und die Möglichkeit diese zu reflektieren, sind unerlässliche Rahmenbedingungen, die ein Gelingen ermöglichen.
- Mir ist klar, dass grundsätzlich der Prophet im eigenen Land nicht viel gilt. Ich habe mich innerhalb der letzten 20 Jahren bewusst aus dem “Energiefeld” Wernstein und Veitlahm herausgenommen und hoffe, dass die Zeit heute dafür reif ist, dass wir all die Potenziale, die an diesem Ort sind, gemeinsam aufdecken und nutzen – und damit auch die Meinigen. Dass dies eine besondere Herausforderung ist, ist mir klar – aber das gilt nicht nur für mich, das gilt für jeden Beteiligten – wir dürfen gerade in der Gemeinschaftsbildung alte Verhaltensmuster der Beurteilung und Bewertung von Menschen verlassen und uns auf die Schönheit und die Größe jedes Anwesenden fokussieren. Wir haben so unglaublich viele Schätze hier vor Ort.
Wer sich angesprochen fühlt, mag sich mit mir in Verbindung setzen – ich suche eine kleine Gruppe von Mitmachern, die bereit sind, diese oder eine ähnliche Idee in die Welt zu bringen.
sjd@ivalyu.live oder +49 9229 9796959